Wenn der Sex schmerzt: Gründe und Lösungen bei Vaginismus

Veröffentlicht: 06. August 2024
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Aktualisiert: 08. August 2024
Julia Henchen
Julia Henchen
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Vielleicht hast auch du schon einmal das Gefühl erlebt: Schmerzen beim Sex, die jede Intimität überschatten. Ein kurzer Blick ins Internet, und da taucht es auf –  das Wort „Vaginismus“. Doch was steckt hinter diesem Wort? Für Betroffene fühlt es sich häufig so an, als sei die Vagina verschlossen – ein Hindernis, das nicht nur den Geschlechtsverkehr, sondern auch die Untersuchung bei der Gynäkologin oder das Benutzen eines Tampons unmöglich macht. Diese Schmerzen sind jedoch keine Normalität, auch wenn sie oft als solche hingenommen werden. Botschaften wie „Das erste Mal tut eben weh“ oder „es ist normal, dass Sex manchmal weh tut“ verstärken den Mythos rund um schmerzhaften Sex. Aber Vaginismus ist ein ernst zu nehmendes Leiden, das die Lebensqualität und die sexuelle Gesundheit vieler Frauen beeinträchtigt. Es wirft Fragen auf: Warum passiert das? Was sind die Ursachen? Wie können wir Frauen helfen, die unter dieser Belastung leiden? In diesem Artikel möchte ich dir genau diese Fragen beantworten und dabei Hoffnung und Unterstützung für Frauen mit Vaginismus bieten. 

Was ist Vaginismus? 

Vaginismus ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der das Einführen oder der Versuch des Einführens von Fingern, Tampons oder einem Penis in die Vagina Schmerzen verursacht, begleitet von einem Gefühl der Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur. Häufig auch als „vaginalkrampf“ oder „Scheidenkrampf“ beschreiben (Warum ich das Wort „Scheide“ vermeide, liest du in meinem Artikel „Orgasmusprobleme“). Diese Schmerzen können brennend, pochend, stechend, zwickend oder schneidend sein und werden oft von Angst vor dem vaginalen Einführen begleitet. Diese Angst kann nicht nur das Sexualleben beeinträchtigen, sondern auch gynäkologische Untersuchungen zu einer Belastung machen. Vor allem dann, wenn du darunter leidest, spricht man von einer sexuellen Funktionsstörung.

Die damit verbundene Angst kann dazu führen, dass sexuelle Situationen vermieden werden, was sowohl die eigene Sexualität als auch das Sexualleben mit dem Partner oder der Partnerin belasten kann. Zusätzlich zu Angst können auch Frustration und Ärger auftreten, wenn trotz Bemühungen und wiederholten Versuchen kein Geschlechtsverkehr möglich ist.

Rund 20 bis 43 % aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer sexuellen Funktionsstörung.

Die Wahrscheinlichkeit, als Frau im Laufe des Lebens einmal von einer sexuellen Funktionsstörung betroffen zu sein, liegt übrigens zwischen 20 % und 43 %. Also ganz schön hoch. Da lohnt es sich also, mehr über die eigene Sexualität und Möglichkeiten der Heilung zu erfahren. 

Studien aus Nordamerika zeigen zum Beispiel, dass etwa 15 % der Frauen von dauerhaften Schmerzen beim Geschlechtsverkehr berichten. Probleme beim vaginalen Einführen betreffen etwa 0,4 % bis 6,8 % der Frauen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind, da Vaginismus ein Thema ist, über das viele Frauen nicht sprechen oder sich nicht behandeln lassen. Daher ist die genaue Häufigkeit von Vaginismus unbekannt und vermutlich deutlich höher. 

Die Unsichtbarkeit von Vaginismus

Viele Frauen leiden still und leise unter Vaginismus, und das hat viele Gründe. Einer davon ist die Tabuisierung des Themas in unserer Gesellschaft. Zum Einen spielt die gesellschaftliche Stigmatisierung eine große Rolle. Sexuelle Probleme gelten oft als Tabuthema, über das nicht offen gesprochen wird, was dazu führt, dass Frauen sich isoliert und unverstanden fühlen. Ein weiterer Grund ist der Mangel an Aufklärung und Informationen über Vaginismus. Viele Frauen wissen nicht, dass ihre Symptome eine behandelbare Erkrankung sein könnten, und bleiben daher stumm. Zusätzlich tragen falsche Vorstellungen über Sexualität, wie der Mythos vom Jungfernhäutchen, dazu bei, dass Frauen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr als normal empfinden und keine Hilfe suchen. Diese Fehlinformationen erschweren es Betroffenen, über ihre Probleme zu sprechen und die notwendige Unterstützung zu erhalten.

Ängste von Frauen rund um Vaginismus 

Angst und Mythen rund um Sexualität können viele Frauen davon abhalten, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und Hilfe zu suchen. Eine häufige Sorge ist die Vorstellung, dass die Vagina zu klein bzw. zu eng sein könnte oder der Penis des Partners zu groß, was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führt. Doch hier fehlt häufig das Wissen darüber, wie die physiologischen Veränderungen während der sexuellen Erregung aussehen. Tatsächlich hat die Vagina ein bemerkenswertes Dehnungsvermögen: Im unerregten Zustand beträgt ihre Länge etwa 9-12 Zentimeter, während sie sich im erregten Zustand um ein Vielfaches ausdehnen kann. Wir nennen das auch „Zelteffekt“. Das braucht aber Zeit und vor allem Erregung und Lust. Viele Frauen kennen diese Fakten jedoch nicht und fühlen sich dadurch verunsichert.

Ein weiterer verbreiteter Mythos ist, dass Penetration ein notwendiger Bestandteil des Geschlechtsverkehrs ist und dass das Fehlen davon als prüde oder verklemmt angesehen wird. Diese Vorstellung führt zu einem Druck, der viele Frauen dazu verleitet, sich unwohl zu fühlen und sexuelle Handlungen zu akzeptieren, die für sie schmerzhaft oder unangenehm sind. Wir Frauen sind ständig mit Erwartungen und Vorstellungen darüber konfrontiert, was mit unserem Körper geschehen soll, oft ohne angemessene Aufklärung über unsere eigene Anatomie und sexuelle Gesundheit. Dies trägt dazu bei, dass die Unsichtbarkeit von Vaginismus fortbesteht und Frauen daran hindert, die Unterstützung zu erhalten, die sie benötigen.

Ursachen von Vaginismus

„Entspann dich doch einfach mal“, hörte Lea, eine Klientin von mir, einmal von ihrem Partner, bevor sie zu mir in die Sexualtherapie kam. Wie du dir vorstellen kannst, ist dies wirklich kein einfühlsamer Kommentar, wenn die Schmerzen stark sind. Und die Ursachen von Vaginismus sind vielfältig und komplex und können oft nicht auf ein einzelnes Problem zurückgeführt werden. Dies erfordert eine differenzierte Betrachtung und eine sorgfältige Untersuchung der individuellen Situation jeder betroffenen Frau. Leider fühlen sich viele Frauen nicht ernstgenommen oder stigmatisiert, wenn sie über ihre Symptome sprechen, was dazu führen kann, dass keine angemessene Diagnose gestellt wird. Dies verstärkt das Gefühl, etwas stimme nicht mit ihnen, und trägt dazu bei, dass keine Behandlung stattfindet. Es ist nicht nur ein rein psychisches Problem, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Während psychologische Faktoren wie Ängste, vergangene Traumata oder negative Erfahrungen eine Rolle spielen können, sind auch körperliche Ursachen wie anatomische Besonderheiten oder muskuläre Verspannungen von Bedeutung. Darüber hinaus tragen gesellschaftliche Einflüsse wie Tabus und mangelnde Aufklärung zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Vaginismus bei.

Wo sitzt der Schmerz? 

Bei der Diagnose von Vaginismus ist es entscheidend, den Schmerz genau zu lokalisieren und andere sexuelle Funktionsstörungen auszuschließen. Neben Vaginismus gibt es weitere Erkrankungen, die Schmerzen im vaginalen Bereich verursachen können, wie zum Beispiel Vulvodynie. Vulvodynie ist durch anhaltende Schmerzen im äußeren Bereich der weiblichen Genitalien gekennzeichnet. Zu den weiteren sexuellen Funktionsstörungen gehören Dyspareunie (schmerzhafte Penetration), sowie verschiedene Hauterkrankungen wie Lichen sclerosus oder Lichen planus, die ebenfalls zu Beschwerden im Genitalbereich führen können.

Um festzustellen, ob es sich um Vaginismus oder eine andere sexuelle Funktionsstörung handelt, ist eine genaue ärztliche Untersuchung erforderlich. Gynäkologinnen können dabei helfen, den Schmerz zu lokalisieren, mögliche körperliche Ursachen auszuschließen und die richtige Diagnose zu stellen. Fragen können helfen, um festzustellen, ob psychische oder emotionale Faktoren eine Rolle spielen könnten. Du kannst auch für dich einmal prüfen: Wann und wo fühlst du einen Schmerz? Ist der Schmerz beim Eindringen spürbar oder schon zuvor? Spürst du ihn an der Haut oder im Inneren der Vagina? All diese Fragen helfen dir herauszufinden, ob du Vaginismus hast oder eine andere Erkrankung. 

Körperliche Ursachen: Muskuläre Verspannungen und Anatomie

Körperliche Ursachen von Vaginismus umfassen zum Beispiel muskuläre Verspannungen und anatomische Besonderheiten. Prüfe zum Beispiel einmal, ob dein Kiefer sehr angespannt ist – häufig gilt das dann auch für deinen Beckenboden. Hast du das Gefühl, du kannst deinen Beckenboden gut anspannen, oder fällt dir das eher schwer? Wenn du es kaum spürst, könnte dein Beckenbodenmuskel schon sehr angespannt sein und es wird weniger hilfreich sein, wenn du weitere Anspannungsübungen machst. Denn muskuläre Verspannungen im Beckenbodenbereich können dazu führen, dass die Muskeln unbewusst angespannt sind, was das Einführen eines Tampons, eines Fingers oder eines Penis schmerzhaft oder sogar unmöglich machen kann. Diese Verspannungen können durch verschiedene Faktoren wie Stress, Traumata oder eine unzureichende sexuelle Aufklärung ausgelöst werden. 

Auch anatomische Besonderheiten wie eine kleinere Vaginalöffnung (kann an der Haut Schmerzen verursachen) oder zwei Uteri (wenn du nicht nur eine Gebärmutter hast, kann das beim Eindringen Schmerzen verursachen, insbesondere dann, wenn die Position der Gebärmutter ungünstig ist) können ebenfalls dazu beitragen, dass der Geschlechtsverkehr schmerzhaft ist. Körperliche Ursachen von Vaginismus können oft mit anderen Faktoren wie psychischen oder emotionalen Belastungen interagieren, und somit ist eine genaue Abklärung und Lokalisierung der Schmerzen wichtig. Ebenfalls können Entzündungen im Beckenbereich, Narbenbildung nach Operationen oder Verletzungen, hormonelle Veränderungen sowie neurologische Störungen/ Veränderungen Schmerzen beim Sex auslösen. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei den körperlichen Ursachen von Vaginismus sind sexuell übertragbare Infektionen (STIs) oder andere Erkrankungen im Bereich der Genitalien, die Schmerzen oder Beschwerden verursachen können. Aber auch Endometriose, Myome oder Geschwüre an und rund um die Gebärmutter oder am Becken können Schmerzen beim Sex auslösen. 

Auch medizinische und biologische Ursachen wie Harnwegsinfektionen oder schwierige Geburten können Vaginismus auslösen und auch fortbestehen, selbst wenn die ursprüngliche Ursache längst behoben ist, ebenso wie Endometriose. Verletzungen im Beckenbereich, sei es durch Unfälle oder Geburten, können eine Rolle spielen. Muskeln können sich an Verletzungen erinnern und sich schützen, indem sie sich „verschließen“, wenn Schmerzen drohen oder auftreten. 

Wie du siehst: Es gibt weitaus mehr Ursachen für Vaginismus als rein psychische Faktoren. 

Psychologische Faktoren: Angst, Trauma und negative Erfahrungen

Aber auch psychologische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Vaginismus. Zu den häufigsten psychologischen Ursachen gehören Ängste, Traumata und negative Erfahrungen im Zusammenhang mit Sexualität oder körperlicher Intimität, aber auch mit Grenzüberschreitungen von Familienmitgliedern wie der Mutter oder dem Vater im Bereich von großer Fürsorge. In meiner Praxis sind es vor allem auch Themen rund um Scham, Kontrolle, Loslassen, Nähe und Distanz, die Vaginismus begünstigen. 

Frauen mit Vaginismus erleben oft eine starke Angst vor dem vaginalen Einführen, die mit Scham oder Schuld verbunden sind, oder durch den Druck, bestimmten Erwartungen gerecht zu werden. Diese Ängste können dazu führen, dass sich die Beckenbodenmuskulatur unwillkürlich verkrampft, um eine Penetration zu verhindern oder zu erschweren. Auch Kindheitserfahrungen, wie eine tabuisierte Sexualität oder traumatische Ereignisse, können eine Rolle spielen, ebenso der Einfluss von Medien und gesellschaftlichen Normen. Leistungsdruck, Ängste vor Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten, ein negatives Körperbild, Stress oder auch partnerschaftliche Probleme können ebenfalls zur Entwicklung von Vaginismus beitragen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Vaginismus nicht immer auf traumatische Erfahrungen zurückzuführen ist. Oft spielen andere Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise das Thema Kontrolle. Für einige Menschen kann es schwierig sein, die Kontrolle abzugeben, loszulassen oder Vertrauen zu schenken. Manchmal kann der Körper reagieren, indem er sich "verschließt", insbesondere wenn jemand das Bedürfnis hat, sich von bestimmten Einflüssen oder Situationen abzugrenzen.

Ich erinnere mich an eine Klientin, bei der deutlich wurde, dass ihr Vaginismus eng mit ihren Schwierigkeiten verbunden war, Grenzen zu setzen. Sie hatte immerJa“ zu beruflichen Anforderungen gesagt, zu bitten um Hilfe von ihrer Mutter und zu vielem mehr. Ihr Körper schien eine Art Signal zu senden, dass es genug sei, indem er sich verschloss. Dies verdeutlicht, dass Vaginismus eine komplexe Reaktion des Körpers auf unterschiedliche psychologische und emotionale Einflüsse sein kann, die über Traumata hinausgehen.

Gesellschaftliche Einflüsse: Tabus und mangelnde Aufklärung

Die Tabuisierung und Scham im Zusammenhang mit weiblicher Lust und Anatomie haben oft zur Folge, dass Frauen nicht lernen, sich einen Raum zu nehmen, in dem Lust stattfinden kann, und sie selbst und auch Männer nicht wissen, wie weibliche Lust überhaupt funktioniert. Die gesellschaftlichen Erwartungen und Normen bezüglich weiblicher Sexualität können Frauen daran hindern, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkunden und auszudrücken. Viele Frauen fühlen sich unwohl oder schuldig, wenn es um ihr sexuelles Verlangen geht, da sie mit negativen Stereotypen oder Vorurteilen konfrontiert sind. Und klar: Wenn wir nicht verstehen, wie unser Körper funktioniert oder welche Art von Stimulation wir benötigen, um Lust zu empfinden, können wir uns in intimen Situationen unsicher oder unbehaglich fühlen. 

Körperliche UrsachenPsychologische FaktorenGesellschaftliche Einflüsse
Muskuläre VerspannungenAngstTabuisierung weiblicher Lust
Anatomische BesonderheitenTrauma Mangelnde Aufklärung
Negative Erfahrungen

Die Realität von Vaginismus: Schmerzen, Scham und Beziehungsherausforderungen

Frauen, die unter Vaginismus leiden, fühlen meist nicht nur Schmerz und Scham, sondern leiden zusätzlich unter vielen Beziehungsherausforderungen aufgrund von Vaginismus. In unserer Vorstellung gehört Penetration zum Sex und zu einer Beziehung dazu. Findet er nicht statt so sind viele der Meinung, etwas stimme nicht. Dieses Ohnmachtsgefühl, keine erfüllende sexuelle Beziehung zu pflegen, kann zu Frustration, Entfremdung und Konflikten führen, die die Partnerschaft belasten, aber auch zu Trauer und Wut über den eigenen Körper. 

Viele meiner Klientinnen berichten außerdem von einer Abnahme der Kommunikation und Intimität in ihren Beziehungen. Vielleicht erkennst du dich hier wieder – das Gefühl, dass etwas fehlt, dass die Nähe schwindet. Doch denke daran: Es gibt Wege, um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen und eure Bindung zu stärken.

Vaginismus ist von Frau zu Frau anders

Die Symptome von Vaginismus variieren von Frau zu Frau. Einige haben noch nie schmerzfreien Geschlechtsverkehr erlebt, während andere erst im Laufe der Zeit Symptome entwickeln. Diese Unterschiede beeinflussen jedoch nicht den Behandlungsverlauf. Frauen können auch unterschiedliche psychische Auswirkungen erleben, darunter Partnerschaftsprobleme, Frustration aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches sowie Gefühle von Angst, Scham und Schuld.

Tipps für die gynäkologische Untersuchung 

Denke daran: Wenn du vaginal nicht untersucht werden möchtest, dann sage das. Es ist dein Körper und nur du entscheidest darüber. Wenn du jedoch eine Untersuchung möchtest, können diese Tipps hilfreich sein, um den Prozess angenehmer zu gestalten:

  1. Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation mit der Gynäkologin über die eigenen Bedenken und Ängste kann helfen, Vertrauen aufzubauen und den Untersuchungsprozess zu erleichtern. 
  2. Entspannungstechniken: Vor der Untersuchung können Entspannungstechniken wie tiefe Bauchatmung, progressive Muskelentspannung oder Meditation helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu lockern und Angstgefühle zu reduzieren.
  3. Langsames Tempo: Die Gynäkologin sollte die Untersuchung in einem langsamen Tempo durchführen, um dir die Zeit zu geben, dich zu entspannen und die Muskeln zu lockern.
  4. Gleitmittel: Die Verwendung von Gleitmitteln kann helfen, das Einführen von Instrumenten während der Untersuchung zu erleichtern und Unannehmlichkeiten zu reduzieren.
  5. Wahl der Gynäkologin: Es kann hilfreich sein, eine einfühlsame und verständnisvolle Gynäkologin zu wählen, die Erfahrung im Umgang mit Frauen mit Vaginismus hat.
  6. Vorherige Absprache: Vor dem Termin kann es sinnvoll sein, telefonisch oder persönlich mit der Gynäkologin zu besprechen, dass Vaginismus vorliegt, um Missverständnisse zu vermeiden und eine angemessene Vorbereitung zu ermöglichen.
  7. Bitte deine Gynäkologin darum, dir jeden Schritt genau zu erklären. Dies kann hilfreich sein, deine Grenzen zu wahren. 
  8. Kündige an, dass du jederzeit Stopp sagen könntest und die Untersuchung dann sofort beendet werden soll. 

Behandlungsmöglichkeiten bei Vaginismus

Behandlungsmöglichkeiten bei Vaginismus umfassen verschiedene Ansätze, die unterschiedliche Ziele haben: die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen, die Angst vor dem vaginalen Einführen zu reduzieren oder das Vertrauen in die eigene Sexualität wiederherzustellen. Dazu gehören körperliche Therapien wie Physiotherapie und medizinische Interventionen, um die Muskulatur zu lockern und das Muskelgedächtnis neu zu trainieren. 

  • Körperliche Therapien: Physiotherapie und medizinische Interventionen

Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung können dabei helfen, die Muskulatur zu lockern und die Angst vor Schmerzen zu reduzieren. Denn denke daran: Wir brauchen Entspannung und nicht nur Anspannung, um loszulassen. Das ist übrigens auch für den Orgasmus wichtig. Denn viele Vaginismus Betroffene haben zusätzlich Probleme, zum Orgasmus zu kommen. Durch gezieltes Beckenbodentraining kann die Kontrolle über die vaginale Muskulatur verbessert werden, was Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verringern kann. 

Was auch hilfreich sein kann, aber nicht für alle Betroffenen geeignet ist, sind Dilatatoren und Ohnut. Dilatatoren sind spezielle Geräte in verschiedenen Größen und Formen, die helfen können, die Vagina behutsam zu dehnen bzw. zu weiten und die Muskeln zu entspannen. Ohnut ist ein flexibler Ring, der um den Penis gelegt wird, um die Eindringtiefe während des Geschlechtsverkehrs zu begrenzen und so Schmerzen zu reduzieren.

  • Psychotherapeutische Ansätze: Emotionale Unterstützung und Bewältigungsstrategien

Psychotherapeutische Ansätze bieten emotionale Unterstützung und Bewältigungsstrategien, um negative Glaubenssätze und Ängste zu überwinden. Darüber hinaus können alternative Methoden wie Hypnose vielversprechende Wege zur Heilung bieten, indem sie das Unterbewusstsein ansprechen und neue Verhaltensmuster fördern. 

Jede Frau ist einzigartig. Daher ist es wichtig, einen individualisierten Behandlungsplan zu entwickeln, der ihren Bedürfnissen und Lebensumständen entspricht. Mit der richtigen Unterstützung und einem ganzheitlichen Ansatz kannst auch du deinen Weg zur Heilung beschreiten und ein erfülltes Sexualleben führen.

  • Tipps für den Solosex und partnerschaftlichen Geschlechtsverkehr

Auch für den partnerschaftlichen Sex gibt es einige Tipps, die Ihr beachten könnt, um Intimität zu erleben. 

Zunächst ist es entscheidend, klare Signale zu respektieren und zu kommunizieren, insbesondere wenn du „Stopp“ sagst oder dich unwohl fühlst. Jederzeitiges Abbrechen des Geschlechtsverkehrs sollte ohne Scham oder Schuldgefühle möglich sein. Bevor man Grenzen mit dem Partner oder der Partnerin bespricht, ist es daher wichtig, die eigenen Grenzen im eigenen Körper wahrzunehmen und sich zu trauen, sie zu kommunizieren. Diese Gespräche sollten stattfinden, wenn ihr euch beide wohl und entspannt fühlt, und es sollte kein Druck ausgeübt werden. Es geht darum, einander zu verstehen und die Bedürfnisse und Grenzen des Anderen zu respektieren. Weitere hilfreiche Tipps: 

  • Lerne dich kennen: Erkunde deinen Körper und finde heraus, was dir wirklich gefällt und was nicht. Wo möchtest du berührt werden? Lerne deine Anatomie kennen und auch dein Genital. Vielleicht hilft dir dabei mein Buch „Lustfaktor – Wie du Solosex so richtig genießen kannst“.
  • Sexuelle Fantasien: Ein wichtiger Aspekt von Lust ist unser Gehirn, denn da sitzt unser größtes Lustorgan. Ist dieses aber nur mit Grübeln oder Sorgenmachen beschäftigt, kann keine Lust entstehen. Also finde heraus, was dich wirklich anturnt. Du weißt es noch nicht? Kein Problem, denn du kannst es lernen. Vielleicht hilft auch dir mein Audio-Kurs „Kopfkino“, den viele meiner Klientinnen mit Vaginismus nutzen. Hier geht es zu „Kopfkino“.
  • Zeit: Gib dir Zeit, damit deine Vagina erregt werden kann. Dies dauert manchmal bis zu 30 Minuten und „Loslassen“ ist ein wichtiger Teil davon. Übe für dich. 
  • Stress reduzieren: Ein hoher Cortisolspiegel hilft nicht dabei, zu entspannen. Ist dein Körper im Stress? Will er eigentlich abhauen und losrennen? Dann wirst du keine Lust empfinden können, denn dein ganzes System ist damit beschäftigt, dich in Sicherheit zu bringen. Mein Tipp: Nutze Achtsamkeitsübungen, um bewusst Stress zu reduzieren. 
  • Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation zwischen den Partnern über Wünsche, Bedürfnisse und Ängste ist entscheidend. Das gegenseitige Verständnis und die Unterstützung können den Umgang mit Vaginismus erleichtern.
  • Was ist Sex? Sprecht darüber, inwieweit Penetration für euch zum Sex dazu gehört und wie ihr euch nahe sein könnt. 
  • Hand auflegen: Intimität ist so viel mehr als Penetration. Eine tolle Übung für meine Klientinnen ist diese: Der Partner legt die Hand auf die Vulva der Partnerin und gibt ihr so die Zeit, sich zu entspannen. Eine Stimulation kann von Außen stattfinden. Nutzt unbedingt Gleitgel, auch für die äußere Stimulation.
  • Langsames Tempo: Ihr wollt den Finger einführen? Achtet auf ein langsames Tempo beim Einführen und nehmt euch die Zeit, sich zu entspannen und die Muskeln zu lockern. Auch hier: Nur so weit, wie es für dich passt.
  • Körperzonen: Auch andere erogene Zonen des Körpers einbeziehen, nicht nur die Vulva. Das kann dabei helfen, die Frau zu erregen und die sexuelle Erregbarkeit zu steigern.
  • Entspannungstechniken: Gemeinsames Entspannen durch Atemübungen, Massage oder Meditation vor dem Sex (egal ob mit oder ohne Penetration) kann dabei helfen, Stress abzubauen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.
  • Alternative Intimitätsformen: Wenn vaginaler Geschlechtsverkehr aufgrund von Vaginismus nicht möglich ist, können alternative Formen der Intimität wie Oral- oder Analverkehr, Petting oder gegenseitige Masturbation eine befriedigende sexuelle Erfahrung bieten.
  • Professionelle Unterstützung: Der Besuch bei einem Therapeuten oder Sexualberater, der Erfahrung mit Vaginismus hat, kann dabei helfen, die partnerschaftliche Beziehung zu stärken und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln.
  • Geduld und Verständnis: Vaginismus kann eine langwierige Herausforderung sein, die Geduld und Verständnis erfordert. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Lösungen zu finden, ohne Druck aufzubauen oder Schuldgefühle zu entwickeln.
  • Alternative Methoden zur Sexualtherapie: Hypnose als vielversprechender Ansatz

Neben Sexualberatung und Sexualtherapie gibt es andere Methoden wie Hypnose, und diese können einen vielversprechenden Ansatz zur Behandlung von Vaginismus darstellen. In der Hypnotherapie bei Vaginismus geht es darum, das Unterbewusstsein zu erreichen, wo die Ursachen für die Symptome liegen können. Die Therapeutin führt die Klientin in einen entspannten Zustand, der es ermöglicht, tief in das Unterbewusstsein einzudringen. Dort können negative Glaubenssätze, Ängste oder negative Erfahrungen identifiziert und bearbeitet werden. 

Der Prozess beginnt oft mit einem ausführlichen Gespräch, um die individuellen Hintergründe des Vaginismus zu verstehen. Dann führt die Therapeutin die Klientin in einen hypnotischen Zustand, in dem sie sich entspannt und offen für Veränderungen ist. Während der Hypnosesitzung können verschiedene Techniken angewendet werden, um das Unterbewusstsein zu erreichen und positive Veränderungen herbeizuführen.

Dies kann beispielsweise durch Suggestionen geschehen, die darauf abzielen, negative Überzeugungen über den eigenen Körper oder den Geschlechtsverkehr zu verändern. Visualisierungsübungen können ebenfalls verwendet werden, um positive Erfahrungen mit dem Geschlechtsverkehr zu verstärken und Ängste abzubauen.

Die Anzahl der benötigten Sitzungen kann je nach individuellem Fall variieren. Einige Patientinnen erleben bereits nach wenigen Sitzungen eine deutliche Verbesserung, während andere möglicherweise eine längere Therapie benötigen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Hypnosetherapie nicht bei jedem gleich wirksam ist und dass sie in Kombination mit anderen Therapieformen wie Entspannungstechniken, Beckenbodentraining oder psychologischer Beratung eingesetzt werden kann. Jeder Fall von Vaginismus ist einzigartig, und die Behandlung sollte individuell auf die Bedürfnisse und Voraussetzungen der Patientin zugeschnitten sein.

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Fazit

Trotz der Herausforderungen, die der Vaginismus mit sich bringen kann, ist ein erfülltes Sexleben möglich. Meiner Klientin Lea ging es auch so. Obwohl sie mit verschiedenen Themen zu kämpfen hatte, fand sie letztendlich Wege, um Intimität und Befriedigung zu erleben und auch Penetration wieder einzubauen. Mit ihrem aktuellen Partner erkundet sie verschiedene Formen der Sexualität, die nicht nur auf das Eindringen in die Vagina angewiesen sind. Geholfen haben ihr vor allem die Übung, die Hypnose und das Verständnis für sich selbst und ihr Thema. 

Vaginismus bleibt oft im Verborgenen, aber das Leben vieler Frauen ist stark davon beeinflusst. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und die Stigmatisierung zu bekämpfen, die dazu führen kann, dass Frauen sich alleingelassen fühlen. Durch Aufklärung und offene Gespräche können wir dazu beitragen, dass Frauen mit Vaginismus die Unterstützung und Behandlung erhalten, die sie benötigen.

Was ich dir unbedingt mitgeben möchte: Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, individuelle Lösungen und vor allem die Chance, Intimität und Zufriedenheit auf andere Weise zu erleben. Ein erfülltes Sexualleben ist möglich, auch wenn der Weg dorthin vielleicht anders aussieht als erwartet. Trau dich, dir Hilfe zu holen und diesen Kreislauf zu durchbrechen. 


Quellen:

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